NEUBAUSAAL SCHWÄBISCH HALL
Bauherr:
Stadt Schwäbisch Hall
Standort:
74523 Schwäbisch Hall
Projektjahr: 1978
Geschichtliches
Der sogenannte Neubau ist eines der markantesten Gebäude am Ortsrand der Altstadt von Schwäbisch Hall.
Er wurde im ersten Viertel des 16. J.H. als Teil der Stadtbefestigung errichtet und schütze die Reichsstadt Hall an Ihrer schwächsten, hangwärts gelegenen Stelle. Jedoch diente der Neubau nicht in erster Linie militärischen Zwecken, wenngleich er unter anderem auch als Arsenal für schwere Waffen Verwendung fand, sondern als Festsaal der Reichsstadt Hall.
Hier wurden schon zu Lebzeiten Shakespeares dessen Dramen aufgeführt. Vor allem aber fanden die vielen Stockwerke des Neubaus als Fruchtkasten Verwendung. Hier luden die Hällischen Bauern alljährlich ihr Getreide ab, mit welchem die Reichsstadt ihre kluge Vorratspolitik betrieb.
1925 entschloss sich der Gemeinderat der Stadt Schwäbisch Hall, gegen heftigen Widerspruch des Gewerbevereins, einen Festsaal mit entsprechenden Nebenräumen einzurichten.
Renovierung und Verjüngung
Viele Jahrzehnte wurde im Neubau gefeiert, gespielt und musiziert, bis im Jahre 1970 erste Stimmen laut wurden, eine Verjüngung der inzwischen lieb gewonnenen Räume vorzunehmen. Es wurden erste Entwürfe erarbeitet. Schließlich wurde 1978 der Startschuss zum Umbau und der Renovierung des „Neubaus“ gegeben.
Im Obergeschoss entstand ein umfangreich modernisierter Theatersaal mit stark verbesserten akustischen Verhältnissen, einer optimal modernisierten Theaterbühne, komplett neuer Bühnenausstattung, Kulissenaufzug vom EG bis O.K. Bühnenboden, variabler Portalbreite und Vorbühnenerweiterung, einer neuen, ansteigenden Bestuhlung als Festbestuhlung mit 640 Sitzplätzen.
Im Galeriegeschoss wurde ein Regieraum mit perfekter technischer Einrichtung installiert, welcher über eine elektroakustischen Anlage, einen Regiepult für die gesamte Beleuchtungsanlage, Steuerungen für Film- und Diavorführungen, Bedientechnik für eine Breitwand-Leinwand, sowie Anschlüsse zur Installation einer Dolmetscheranlage bei Kongressveranstaltungen verfügte.
Saal- und Galeriegeschoss wurden an eine neue Lüftungsanlage angeschlossen, sämtliche Nebenräume in beiden Geschossen wurden renoviert und beispielhaft ausgestattet.
Der Mehrzwecksaal
Das Erdgeschoss erhielt einen Mehrzwecksaal mit einer Fläche von 480m2. Hier konnten seitdem Veranstaltungen unterschiedlichster Art mit einer Reihenbestuhlung von ca. 540 Sitzplätzen und einer Tischbestuhlung von ca. 500 Sitzplätzen abgehalten werden.
Zum Windfang und zur Garderobenanlage hin wurde der Saal transparent durch bewegliche Trennwände abgeschirmt.
Die Ausstattung entsprach den Bedienungen des 1. und 2. Obergeschosses mit einer Ausgabekapazität von ca. 500 Essen.
Eine neue Küche fand ihren Platz im Anschluss an den Neubau zwischen Zwinger und alter Stadtmauer mit direktem Zugang zum Saal im Erdgeschoss, sowie einer Anbindung an den später auszubauenden Pechnasenturm. Im Untergeschoss wurden Räume für Technik, Abstell- und Lagermöglichkeiten sowie eine neue Toilettenanlage eingeplant.
Konstruktion, Material, Farbe
Der Innenausbau erforderte ein sensibles und sorgfältiges Vorgehen. Bedingung war die Erhaltung der tragenden Holzstützenkonstruktion mit ihren Balkendecken, sowie das Belassen des 1925 eingebauten Treppenlaufes zum 1. und 2. Obergeschoss und die in Fortführung daraus entstehenden Galerie. Sämtliche Einbauten im Erdgeschoss und allen Obergeschossen, wie Wandverkleidungen vor Lüftungskanälen, Wandpaneelen mit eingebauten Türen an den Saalbegrenzungswänden, sowie Portalverkleidungen wurden in lackierter Oberfläche in warmem Weißton erstellt.
Auf Naturholzflächen wurde verzichtet, um das bestehende Balkenwerk zu unterstreichen. Ein in den Deckenfeldern vorhandener Farbton „Rost“ wurde erneuert und als Leitfarbe aufgegriffen. Er erscheint zum Beispiel als Polreihenstreifen im Teppichboden, als Frontverkleidung an der Getränkeausgabe, der Garderobentheke und den Leuchten. Auch der Bühnenvorhang übernimmt diesen Rostton in verschiedenen Nuancen.
Der Boden des Theatersaals wurde als Parkett in Räuchereiche erstellt. Seitenflure, Foyers, Treppenanlagen und das gesamte Galeriegeschoss erhielten Teppichboden aus gewebter, im Farbton der Leitfarbe eingefärbten Wolle. Für das Erdgeschoss wurde als Bodenbelag Crailsheimer Muschelkalk gewählt. Seine Rautenform übernimmt die Grundform des Gebäudes, sein Farbton korrespondiert mit dem der Wandflächen. Sämtliche Balkenwerke werden im bestehenden Farbton neu gestrichen.
Die im Erdgeschoss während der Umbauzeit entdeckten Schriftbilder wurden aufwändig restauriert.
Konzept und Projektbearbeitung:
Architekt Helmut Mögel
Fotonachweis:
Architekt Helmut Mögel ©